Gründung und frühe Jahre (1945–1950er Jahre)
Die Firma FISCHER wurde 1945 von Kurt Fischer im erzgebirgischen Dorf Drebach (Sachsen) gegründet. Von 1928 bis 1933 studierte Kurt in Berlin und wurde Flugzeugingenieur. In den Jahren 1934 und 1935 arbeitete er als Versuchsingenieur und Leiter der Flugerprobung an der Deutschen Forschungsanstalt für Luftfahrt in Berlin – der Wiege der deutschen Luftfahrt. Kurts größte Leidenschaft galt der Luftfahrt, der er sein Leben lang treu blieb. Er war auch aktiver Pilot, doch bei einem der Testflüge ereignete sich ein Unfall, nach dem er nie wieder flog.
1936 wurde Kurt Fischer nach Hamburg berufen, um als Technischer Direktor der damals stark expandierenden Firma Emil Scholz die Produktion von Fluginstrumenten zu organisieren. In seinen Memoiren schrieb Kurt, dass die Firma mehr als 600 Mitarbeiter beschäftigte.
1941 wurde im erzgebirgischen Drebach eine Zweigstelle – Schimmelpfeng Gerätebau – gegründet, die jedoch 1945 von der sowjetischen Armee demontiert wurde. Nach der Zerstörung Hamburgs durch massive alliierte Luftangriffe zog auch Kurt Fischer mit seiner Familie nach Drebach. Seit 1945 ist die Firma FISCHER in diesem Dorf unweit der tschechischen Grenze ansässig. Kurt und seine Frau planten zunächst, nach Hamburg zurückzukehren, entschieden sich aber schließlich, im Erzgebirge zu bleiben. Im Tagebuch seiner Frau findet sich ein Eintrag aus dem August 1945: „Die Russen erlauben Kurt nicht, seine Maschinen zu behalten … Jetzt muss er ganz von vorne anfangen.“ Und genau das tat er: Im Oktober 1945 gründete er seine eigene Werkstatt, die 2025 ihr 80-jähriges Bestehen feiert.
Bereits 1946 entstanden in der Werkstatt die ersten Barometer, bald darauf weitere meteorologische Instrumente – allesamt zeichneten sie sich durch ihre robuste Bauweise und hochwertige Verarbeitung aus. Diese Produkte legten den Grundstein für den Ruf des Unternehmens als Hersteller zuverlässiger Wetter- und Klimamessgeräte.
In den ersten Nachkriegsjahren blieb das Unternehmen eine privateWerkstatt im Besitz von Kurt Fischer. Mit der steigenden Produktion und Nachfrage nach den Instrumenten wuchs jedoch auch der Bedarf an einer Erweiterung. 1958 wurde das Unternehmen unter Beteiligung der DDR-Behörden in die Feingerätebau Kurt Fischer KG umstrukturiert – eine Kommanditgesellschaft mit staatlicher Beteiligung. Diese Zeit war geprägt von erheblichem Wachstum: Das Unternehmen führte umfangreiche wissenschaftliche und gestalterische Arbeiten für die Luftfahrt durch, darunter die Herstellung von Mikrobarographen zur Überwachung des Drucks bei Flugzeuglandungen und Höhenschreibern für die Avionik. Diese spezialisierten und relativ seltenen Instrumente stärkten die Position des Unternehmens in der Nische der Präzisions-Aerometeorologiegeräte.
Entwicklung in den 1960er Jahren
Auch in den 1960er Jahren leistete die Familie Fischer einen Beitrag zur Innovation. Der Sohn des Firmengründers, Bernd Fischer, übernahm 1963 die Führung und leitete intensive Forschungen im Bereich der Hygrometrie (Feuchtigkeitsmessung). Das Ergebnis dieser Arbeit war die Weiterentwicklung der Fischer-Haarhygrometer mit einer tadellosen Genauigkeit, die der Marke FISCHER einen hervorragenden Ruf auf diesem Gebiet einbrachte. Der Ruf der Präzisionshygrometer von Fischer ist bis heute ungebrochen.
Eine der wichtigsten Errungenschaften des Unternehmens in dieser Zeit war die Erfindung eines verbesserten Aneroidbarometers. 1965 patentierte das Unternehmen einen einzigartigen, sechsteiligen Aneroidbarometermechanismus seiner eigenen Entwicklung. Dieser Mechanismus, bestehend aus sechs miteinander verbundenen Aneroidkapseln, ermöglichte eine außergewöhnlich genaue Messung des Luftdrucks. 1967 wurde diese Konstruktion vom Deutschen Amt für Messwesen und Warenprüfung der DDR für ihre technische Exzellenz ausgezeichnet. Bis Ende der 1960er Jahre hatte „K. Fischer“ nicht nur auf dem Markt, sondern auch in der wissenschaftlichen und technischen Gemeinschaft der DDR Anerkennung gefunden.
Verstaatlichung in der DDR (1972–1989)
Im Zuge der umfassenden Verstaatlichung der DDR-Industrie wurde Kurt Fischers Unternehmen 1972 zwangsenteignet und in einen volkseigenen Betrieb umgewandelt. Das Unternehmen wurde in VEB Feingerätebau Drebach umbenannt. Trotz des Eigentümerwechsels wurde die Produktion hochpräziser Barometer, Hygrometer und anderer meteorologischer Instrumente am selben Standort fortgeführt. Auch die bekannte Marke FISCHER blieb bestehen: Aufgrund der internationalen Anerkennung und Nachfrage behielt das Staatsunternehmen das Warenzeichen „Fischer“. Produkte von Drebach wurden in andere Länder exportiert, und die Marke blieb in Katalogen und auf Ausstellungen präsent. Dies war ein seltener Fall, in dem der Name des Gründers die Verstaatlichung überstand – ein Beweis für den guten Ruf, den sich Fischer-Instrumente bis Anfang der 1970er Jahre auch über die DDR hinaus erworben hatten.
Während der VEB-Zeit (1970er–1980er Jahre) nahm das Unternehmen als Teil der sozialistischen Wirtschaft an Industrieausstellungen teil (vermutlich auch an der Leipziger Messe) und lieferte Instrumente sowohl für den Inlandsmarkt als auch für den Export in andere Ostblockländer und den Westen. Präzisionsbarometer und -hygrometer von Drebach fanden Anwendung in Wetterdiensten und der Industrie. Nach 1972 war Kurt Fischer nicht mehr offizieller Eigentümer des Unternehmens. Dennoch wurden seine Innovationen weiterhin genutzt und die Familientraditionen aufrechterhalten – viele Mitarbeiter, darunter auch Familienmitglieder, blieben im Unternehmen und gaben ihr Fachwissen an die nächste Generation weiter.
Moderne Geschichte nach 1990
Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 wurde das Unternehmen Drebach reprivatisiert und an die Familie Fischer zurückgegeben. Das Unternehmen nahm seinen heutigen Firmennamen, Feingerätebau K. Fischer GmbH, an und erlangte seinen Status als privates Familienunternehmen zurück. Durch die Rückgabe des Unternehmens an die Gründerfamilie konnte das Unternehmen sein reiches Erbe mit einer Marktwirtschaft verbinden. Die Führung ging an eine neue Generation der Familie Fischer über. Insbesondere Peter Fischer, ein Vertreter der dritten Generation, trat der Geschäftsführung bei (mit Schwerpunkt auf der Vertriebsentwicklung) und führte das Familienerbe fort. Er betonte, dass jedes Familienmitglied zum Erfolg des Unternehmens beigetragen habe: Sein Vater Bernd etablierte in den 1960er Jahren die Präzision von Hygrometern, während Peter mit seiner Ausbildung in das Unternehmen eintrat, um dessen Marktpräsenz zu erweitern.
1997 modernisierte das Unternehmen seine Produktionsanlagen: In Drebach wurde ein neues, hochmodernes Fertigungsgebäude errichtet, um die Effizienz und die Qualität der Fertigung zu steigern. Dies ermöglichte es dem Unternehmen, die lokale Produktion in Sachsen beizubehalten und gleichzeitig das Produktionsvolumen zu steigern.
Das Unternehmen wuchs kontinuierlich und knüpfte Partnerschaften. Ein Meilenstein war die Zusammenarbeit mit einem weiteren renommierten Instrumentenhersteller, G. Lufft. Im Jahr 2012 übernahm die Feingerätebau K. Fischer GmbH die Produktion der mechanischen Messgeräte von Lufft. Im Wesentlichen übernahm das Unternehmen Drebach die Verantwortung für die Herstellung der klassischen analogen Produkte von Lufft (Barometer, Hygrometer usw.), da Lufft seinen Schwerpunkt auf elektronische Wettergeräte verlagerte. Dieser Schritt erweiterte Fischers Produktpalette und vereinte zwei langjährige Traditionen des Instrumentenbaus (Fischer und Lufft) unter einem Dach.
Im Jahr 2015 wurde die Feingerätebau K. Fischer GmbH Teil der ProInn Beteiligungen GmbH. Die Integration in eine größere Unternehmensgruppe sorgte für zusätzliche Investitionen und Geschäftsstabilität und eröffnete Möglichkeiten für den weiteren Ausbau der Messgeräteproduktion. Die Marke FISCHER und das Werk Drebach behielten jedoch ihre eigenständige Identität. Als Teil von ProInn produziert das Unternehmen weiterhin unter seinem historischen Markenzeichen und pflegt seine Qualitätstradition.
Heute ist die Feingerätebau K. Fischer GmbH ein aktives Unternehmen mit 80-jähriger Geschichte. Das nach wie vor in Drebach ansässige Unternehmen ist auf die Herstellung hochwertiger analoger Wetterinstrumente spezialisiert.
Die Produkte werden weltweit verkauft, und die Marke Fischer steht für deutsche Qualität und handwerkliche Fertigung. So hat sich das Unternehmen erfolgreich von einer kleinen Nachkriegswerkstatt zu einem modernen Hersteller entwickelt und seinen Ruf über Jahrzehnte hinweg bewahrt.
Leo Shirokov ist Sammler und Restaurator antiker Barometer und anderer meteorologischer Artefakte, zugleich Gründer und Vorsitzender der "The Art of Weather Instruments Foundation"
www.barometers.info